Diese Rezension behandelt das Lehrbuch „Sozialrecht“ von Raimund Waltermann aus der Reihe „Schwerpunktbereich“ des C.F. Müller Verlages. In seiner 10. Auflage aus dem Jahr 2012 umfasst es 300 Seiten und kostet 23,95 €.
- Vorbemerkung
- Struktur
- Inhalt
- Layout, Schreibstil etc.
- Fazit
- Vorbemerkung
- Struktur
- Krankenversicherung
- Pflegeversicherung
- Unfallversicherung
- Rentenversicherung
- Arbeitsförderung
- Inhalt
- Layout, Schreibstil etc.
- Fazit
Der „Waltermann“ ist eines der wenigen aktuellen und dennoch nicht allzu umfangreichen Lehrbücher für den Bereich des Sozialrechts. Da dieser in Baden-Württemberg nicht zum Examens-Pflichtstoff gehört, sind die Zielgruppe des Buches, wie die der ganzen Reihe, in der es veröffentlicht wurde, Schwerpunktstudenten. Ob der „Waltermann“ deren Ansprüchen genügen kann, soll im Folgenden geklärt werden.
Die grobe Gliederung des Buches lautet folgendermaßen:
Einführung
System und internationale Zusammenhänge
Sozialversicherung und Arbeitsförderung
Soziale Entschädigung, soziale Hilfe und soziale Förderung
Allgemeines und Prozessrecht
Zur besseren Veranschaulichung hier die Gliederung eines Unterkapitels:
§8: Krankenversicherung
Grundlagen
1. Rechtsgrundlagen
2. Hintergrund
3. Entwicklung
4. Organisation
a) Träger der gesetzlichen Krankenversicherung
b) Kassenwahl und Risikostrukturausgleich
c) Mitgliedschaft
5. Finanzierung
6. Versicherung
(…)
Neben der ausführlichen Gliederung, die das grobe Eingrenzen des Kapitels, in dem man ein zu findendes Problem vermutet, sehr erleichtert, findet sich am Ende des Buches ein umfangreiches Stichwortverzeichnis. Dank der im C.F. Müller Verlag verbreitet angewendeten Methode, den einzelnen Absätzen Ziffern zuzuordnen, sind langwierige Suchen in diesem Buch kaum vorstellbar. Es hilft dabei ungemein, dass vorn in der Gliederung sowohl Abschnittsziffer als auch Seitenzahl zu jedem einzelnen Unterkapitel angegeben sind.
Inhaltlich ist das Buch trotz seines für Schwerpunktliteratur nicht allzu großen Umfangs für die Nachbereitung der Schwerpunktsveranstaltungen und das eigene Lernen gut ausgestaltet. Die einzelnen Themen werden recht ausführlich, inclusive Einführungen in gesetzliche und historische Grundlagen, behandelt. Dabei sind nicht nur die großen Themenbereiche der Sozialversicherungen und der Arbeitsförderung abgedeckt, auch der internationale Bezug des Sozialrechts, besonders der europarechtliche, wird hergestellt und prozessuale Fragen werden beantwortet.
Allerdings muss gesagt werden, dass ein Buch mit diesem Umfang nicht auf alle sich bietenden Fragestellungen eingehen kann. Das bedeutet, dass auch während des Schwerpunktsbereichsstudiums Probleme auftauchen können und werden, die allein mit der Recherche im „Waltermann“ nicht lösbar sind. Gerade für den unerfahreneren Leser ist dies jedoch auch eine Chance, um erst einmal einen guten Überblick und ein systemisches Verständnis zu entwickeln, um eben auch bei unbekannten Fällen folgerichtig argumentieren zu können. Die weiteren Literaturhinweise, die vor allem zu Anfang der Kapitel gegeben werden, ermöglichen zudem ein vereinfachtes Recherchieren in Vertiefungsliteratur.
Besonders positiv fällt ins Auge, dass eine große Aktualität bei den besprochenen Themen angestrebt ist, gerade in einem heutzutage so häufig reformierten Bereich wie dem Sozialrecht ist dies sehr lohnenswert auch im Hinblick auf mögliche zukünftige Klausurfragestellungen. Nicht zuletzt die Tatsache, dass das Buch seit 2000 zum nunmehr zehnten Mal neu aufgelegt wurde, verdeutlicht den Anspruch des Autors an die Aktualität seines Werks. Sehr angenehm fällt dabei auf, dass neben der „trockenen Materie“ auch oft anhand von Zahlen und Daten erklärt wird, warum es zu ebenjener Regelung oder Entwicklung kam, was das Verständnis erheblich erleichtert.
Der „Waltermann“ besitzt ein Layout, das von vielen kurzen Absätzen geprägt ist. Jeder dieser Absätze ist, wie oben beschrieben, mit einer Randnummer gekennzeichnet, die das Auffinden einzelner Stellen anhand des Stichwort- oder Inhaltsverzeichnisses beschleunigen. Gedruckt ist das Buch auf angenehm weißem Papier.
Im Buch besteht der überwiegende Textanteil aus ebenjenen kurzen Absätzen, lediglich die recht spärlich eingestreuten Fälle sind in grauen Kästen gedruckt. Schaubilder sind ebenfalls nur recht wenige vorhanden, dies stört jedoch kaum. Im Gegensatz ist es sogar angenehmer, gute kurze Absätze zu lesen, als überkomplizierte Schaubilder zu verarbeiten, wie man sie aus anderer Lehrliteratur kennt.
Neben dem normalen Text sind in sehr großem Umfang außerdem vertiefende Abschnitte eingefügt, die durch ihre kleinere, aber dennoch gut lesbare Schrift gekennzeichnet sind. Diese vertiefenden Abschnitte enthalten zumeist aktuelle Entwicklungen, Beispiele oder weitergehende Fragestellungen. Sowohl im groß- als auch im kleingeschriebenen Fließtext sind die wichtigsten Schlagworte fettgedruckt, was eine Schwerpunktsetzung beim Lernen und ein Auffinden beim Suchen erleichtert.
Zu Beginn jedes Kapitels werden Literaturhinweise gegeben, ebenso auch in Fußnoten (hier vor allem Rechtsprechungshinweise), nie im Fließtext. Die „Unart“, Literaturhinweise in Klammern im Fließtext zu geben, wird hier glücklicherweise umgangen, was ein erheblich viel einfacheres Lesen des Textes ermöglicht.
Stilistisch verwendet Waltermann eine recht einfache Sprache. Dies soll jedoch keineswegs negativ gemeint sein, erleichtern doch lange Schachtelsätze kaum das Verständnis komplizierter Materien. Selten werden teils sehr schillernde Vergleiche vorgebracht, größtenteils bleibt der Schreibstil sachlich und informativ. Als sehr angenehm werden beim Lesen Verweise auf andere Stellen im Buch empfunden, besonders wenn klargestellt wird, dass ein bestimmter Punkt im folgenden Kapitel noch vertieft dargestellt wird, beruhigt das den Leser und vermeidet unnötige Arbeit mit anderen Materialien.
Der „Waltermann“ kann wohl nicht jegliche Arbeit mit anderen Büchern und Medien ersetzen, wenn es um das Schwerpunktstudium geht. Allerdings vermittelt er einen sehr soliden Einstieg in den Themenkomplex des Sozialrechts und bietet Möglichkeiten zur eigenständigen Weiterrecherche. Didaktisch angenehm geschrieben kann das Buch für seine 23,95 € als angenehmer Wegbegleiter für den Schwerpunkt Sozialrecht empfohlen werden.