Waldemar Hummer/Christoph Vedder/Stefan Lorenzmeier – Europarecht in Fällen – 6. Auflage 2016, Nomos Verlagsgesellschaft

Der erste Eindruck des Buches ist relativ unspektakulär, aber nicht unbedingt enttäuschend. Dem skriptgewöhnten Studenten wird beim Anblick des schlichten dunkelblauen Einbandes und der Dicke von insgesamt 898 Seiten schnell klar sein, dass dieses Buch kein Lehrbuch für die schnelle Klausurvorbereitung ist. Diesen Anspruch zu erwecken intendieren jedoch die Autoren selbst nicht. Dem Vorwort ist zu entnehmen, dass das Werk vor allem Praktiker, sowie auch Studenten, die vertiefte Kenntnisse der europäischen Rechtsprechung benötigen, ansprechen soll. Dass dies die angesprochene Zielgruppe ist, wird auch durch den weiteren Eindruck des Buches bestätigt.

Das Vorwort ist, wie das Werk insgesamt, sehr ausführlich. Direkt daran anschließend sind die Benutzungshinweise aufgeführt. Es empfiehlt sich, auch diese gründlich zu lesen.

Besonders die Einführung in die Systematik der Rechtsprechung, die Aufbereitung der Fälle, sowie die Erläuterung der ECLI-Nummerierung können sehr hilfreich für die weitere Benutzung des Buches und die Arbeit mit europäischer Rechtsprechung sein. Zudem ist auch die Entsprechungstabelle am Ende des Buches sehr nützlich, um den Vergleich der neueren und älteren Urteile richtig vornehmen zu können.

Obschon das Buch keinen Lehrbuchcharakter aufweisen soll, mangelt es ihm doch etwas an einem leserorientierten Layout. Die Schriftgröße ist überaus klein und insbesondere für denjenigen, der intensiv und lange darin lesen möchten, eher ermüdend. Zudem wurde auch an Absätzen gespart. Eine Hervorhebung besonders wichtiger Passagen unterbleibt ebenfalls. Lediglich die Überschriften werden dicker gedruckt.

Natürlich passt mehr Inhalt in ein Buch, wenn eine enge und kleine Textformatierung gewählt wird, allerdings erschwert es die Arbeit mit dem Buch, da auch die Übersichtlichkeit und Struktur darunter leidet.

Für zukünftige Auflagen wäre es daher wünschenswert, wenn ein wenig leserfreundlicher gearbeitet werden würde. Allerdings bleibt zu bedenken, dass dann vermutlich der Sprung vom Fallbuch zu einem mehrbändigen Werk oder einem unhandlichen Handbuch gemacht werden müsste.

Der Preis des Buches liegt mit 39.90 € bei so viel Inhalt in einem – für dergestalt umfassende Lektüre – durchaus angemessenem Bereich. Allerdings ist dies wohl kein Preis, der einen Studenten dazu anregen wird, das Werk zu kaufen. Es sollte aber in einer europarechtlichen Bibliothek nicht fehlen.

Die Bewertung der Arbeit mit dem Buch wird im Folgenden anhand der S. 750 ff. vorgenommen, welche das Wettbewerbsrecht behandeln:

Der Erste Eindruck ist, dass der Aufbau einer guten Struktur folgt. Zunächst wird der Leser anhand des Titels und der knappen Zusammenfassung des Themas an das nachfolgende Urteil herangeführt. Aus studentischer Perspektive sehr hilfreich sind die Verständnisfragen- und zentralen Fragen, die den Leser vorab in eine Richtung weisen und so sehr gezieltes Lesen ermöglichen. Zudem können sie sehr hilfreich und auch förderlich für die Vorbereitung auf eine mündliche Prüfung sein. Kaum ein Werk wird so gezielte Fragen aufwerfen.

Fraglich ist hierbei jedoch, ob dies einen Praktiker, der möglicherweise anders an den Fall herangehen möchte, nicht eher verwirrt und in einen zu sehr vorgefertigten Bereich drängt.

Besonders positiv hervorzuheben ist die einfache und unkomplizierte Darlegung des Sachverhalts, der auf die Fragen folgt. Weiterhin werden die Entscheidungsgrünnde sinnvoll sortiert und gut untergliedert. Dies ist besonders dort hilfreich, wo ein langes Urteil (etwa des EuGH) zugrunde liegt und das Buch parallel zur Unterstützung und zum Verständnis herangezogen wird.

Eine Anregung wäre hierbei auch der direkte Hinweis im Buch auf die Nutzung der neuen Curia-App. So ließen sich Buch und online-Rechtsprechung vor Ort noch verknüpfen.

Auch wenn das Buch nur für sich betrachtet wird, ist der Rechtsprechungsüberblick, der auch in kurzer Zeit gewonnen werden kann, sehr hilfreich.

Natürlich stellt das Werk keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber die wichtigen Urteile, die zum Systemverständnis der Rechtsprechung notwendig sind, werden behandelt.

Das Fazit zu diesem Werk ist damit insgesamt positiv. Abgesehen von der leserunfreundlichen Aufmachung ist das Werk sehr ausführlich und mithin gut für die tägliche Arbeit geeignet – zumindest für Schwerpunktstudenten – geeignet.

Auch der Preis ist angemessen für die Fülle an inhaltlichen Informationen, die das Buch liefert. Eine tolle Richtschnur für den Dschungel der Rechtsprechung.