Wackerbarth, Ulrich / Eisenhardt, Ulrich, Gesellschaftsrecht II: Kapitalgesellschaftsrecht 1. Auflage, Heidelberg 2013

Wackerbarth, Ulrich / Eisenhardt, Ulrich,
Gesellschaftsrecht II: Kapitalgesellschaftsrecht
1. Auflage, Heidelberg 2013

 

I.       Einleitung

Mit ihrem Gesellschaftsrecht II liefern die Autoren nun die lang erwartete zweite Hälfte der Überarbeitung des KlassikersGesellschaftsrecht von Eisenhardt. Und sie birgt eine große Überraschung: Viele Studenten hatten erwartet, dass mit der Aufteilung des ‚Eisenhardts‘ in zwei Bände ein Band II entstehen würde, der sich auf eine etwas erweiterte Überarbeitung der ursprünglichen Darstellung des Kapitalgesellschaftsrechts beschränkt. Stattdessen haben die Autoren ein komplett neues Lehrbuch zum Kapitalgesellschaftsrecht mit einem völlig neuen Konzept geschrieben. Anstatt wie gewohnt hintereinander die jeweiligen Einzelheiten der GmbH und der AG darzustellen, wollen sie Kapitalgesellschaftsrecht als einheitliches Rechtsgebiet in seiner Systematik und seinen Grundprinzipien erklären.

Der Nutzen für Studenten in unternehmensrechtlichen Schwerpunktbereichen ist groß. Kapitalgesellschaftsrecht ist zu komplex und zu sehr mit den verschiedenen Rechtsgebieten des täglichen Wirtschaftslebens verwoben, als dass man es dadurch meistern könnte, dass man ein paar Definitionen und Schemata auswendig lernt. Genau dort setzt dieses Werk an. Der starke Fokus auf Systematik und Grundprinzipien hilft einem, Kapitalgesellschaftsrecht nicht nur zu lernen, sondern auch zu verstehen.

II.      Aufbau

Dementsprechend ist das Werk nicht nach Gesellschaftsformen aufgebaut. Vielmehr untergliedert es sich in bestimmte Themen, die in jeder Kapitalgesellschaft vorkommen. Innerhalb von jedem Kapitel erklären die Autoren zunächst die Grundprinzipien: Worum geht es? Warum gibt es ein bestimmtes Rechtsinstitut überhaupt? Beispielhaft ist § 5 III: Als übergeordnetes Thema erklären die Autoren den Gläubigerschutz bei Kapitalgesellschaften. Bevor auf einzelne Details des Gläubigerschutzes eingegangen wird, fragen die Autoren zunächst, warum es überhaupt Gläubigerschutz gibt, wann er greift (nämlich erst in der Insolvenz), vor wem die Gläubiger geschützt werden sollen und wie der Gläubigerschutz allgemein funktioniert. Dann geben die Autoren dem Leser eine Übersicht über sämtliche Instrumente des Gläubigerschutzes und wo sie in dem Werk näher behandelt werden. Danach greifen die Autoren die wichtigsten Prinzipien des Gläubigerschutzes auf und erläutern diese.

Bemerkenswert ist auch, dass sich das Werk nicht auf Kapitalgesellschaftsrecht im engeren Sinne beschränkt, sondern auch Grundzüge des Bilanz-, Insolvenz- und Kapitalmarktrechts darstellt. Das ist ein bedeutender Vorteil, weil man Kapitalgesellschaftsrecht nicht verstehen kann, wenn man nicht den Bezug zu diesen Gebieten herstellt. Man könnte jetzt denken, bei dem Gesellschaftsrecht II müsste es sich dann um ein riesiges Lehrbuch handeln, das man wegen seines Umfangs als Student nie durcharbeiten könnte. Hingegen schaffen es die Autoren, in zwei kurzen präzisen Kapiteln, die wichtigsten Eckpunkte dieser Gebiete darzustellen, so dass sich dieses Problem nicht stellt.

III.    Fälle

Das Werk enthält umfangreiche Übungsfälle, die sich an die jeweiligen Themen anpassen. Die Lösungen sind nicht im Gutachtenstil formuliert, was aber auch nicht erwartet werden kann, weil es den Rahmen des Werks sprengen würde.

IV.    Darstellung

Auch in der Darstellung versuchen die Autoren, Verständnis zu vermitteln. So redet das Werk zum Beispiel nicht nur abstrakt von Begriffen wie Startkapital oder Überschuldung. Wo immer es sich anbietet, enthält es auch kleine Bilanzen abgedruckt, die dem Leser zeigen, was diese Begriffe in der tatsächlichen Lebenswirklichkeit einer Gesellschaft bedeuten. An anderer Stelle wird anhand von Diagrammen dargestellt, wie sich der Kapitalspiegel einer Gesellschaft typischerweise von ihrer Gründung bis zu ihrer Insolvenz entwickelt und welche kapitalgesellschaftsrechtlichen Themen zu welchem Zeitpunkt relevant werden.

V.      Fazit

Das Gesellschaftsrecht II ist jedenfalls in seinem Ansatz bislang einzigartig. Der starke Fokus auf Grundprinzipien bringt es natürlich mit sich, dass das Werk sehr anspruchsvoll ist. Allerdings vermittelt das Werk ein sehr gutes Verständnis des Kapitalgesellschaftsrechts. Das macht das es für Studenten in unternehmensrechtlichen Schwerpunktbereichen praktisch unentbehrlich.